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Dienstag, Dezember 22, 2009

Bildungsgipfel

Heute war Alexandra wieder einmal da. Sie ist Brasilianerin, studiert in Berlin und hilft uns mitunter, unseren chaotischen Haushalt zu führen. Manchmal unterstütze ich sie bei kniffligen Hausaufgaben.
Heute war wieder so ein Tag, an dem sie mit einer nahezu unlösbaren Frage auf mich zukam: "Wie zitiere ich korrekt in einer wissenschaftlichen Arbeit?" Insbesondere die Verwendung des Konditional 2 interessierte sie. Mit dem Thema füllen Profs ganze Semester. Wie sollte ich ihr das so nebenbei zwischen den noch zu erledigenden Telefonaten und Weihnachtseinkäufen erklären?
Sie spürte wohl meinen Unwillen und wir schoben erst einmal eine Pizza in den Ofen. Dann kam sie auf ein anderes Thema: "Warst Du mal auf dem K8?" Ich schaute blöd. Sie frug erneut: "Äh? Oder K9?" Ich spürte, wie die Luft um mich herum dünn wurde. Sie wusste, dass ich gern auf Berge steige. Aber sie würde doch nicht im Ernst meinen... Dennoch fragte ich zurück: "Du meinst den Berg, den K2?" - Ein breites Grinsen auf ihrem Gesicht sagte mir, dass wir uns verstanden. Gern hätte ich jetzt künstlichen Sauerstoff gehabt. Ich antwortete: "Alexandra, der K2 ist der zweithöchste Berg der Erde, weit über 8000 Meter hoch. Da steigt man nicht so einfach mal rauf." "Ach ja, der zweithochste," sagte sie mit in ihrem charmanten Akzent. "Der hochste ist der Himalaja - oder?" "Mount Everest." "Wie?" "Mount Everest, 8850 Meter." "So hoch?"
Dann erzählte sie mir von einem Film, den sie kürzlich gesehen hatte. Ein berühmter "Aktor" hätte darin mitgewirkt, "Hannibal". Mir fielen zu dem Namen nur die Elefanten und die Alpen ein, wollte sie aber durch die Nennung eines weiteren Gebirges nicht allzu sehr verwirren. Es war auch egal, denn ihr war eigentlich nur die Schlüsselszene des Films wichtig, in der - Achtung, Konditional! - eine Liste mit zehn Dingen eine tragende Rolle spiele, die man im Laben zu erledigen habe. Darunter würde auch das Besteigen eines Berges fallen. Bei einem Abgleich mit ihrem Leben hätte sie festgestellt, dass sie noch nie einen Gipfel erklommen hätte und wollte nun von mir wissen, welche Erhebung eventuell in Frage käme.
Nachdem wir die Todesraten von Everest- und K2-Besteigungen geklärt hatten (meines Wissens nach 10- beziehungsweise 25 Prozent), wollte ich sie auf heimisches Terrain zurück führen, wo ich auch mehr Sicherheit bei den geographischen Kenntnissen vermutete: "Aconcagua", warf ich in die Diskussion, freilich ohne zu vermuten, dass der mit knapp 7000 Metern höchste Gipfel Südamerikas als ernsthaftes Ziel für sie in Frage käme. Wieder schaute sie fragend, antwortete dann aber zögernd: "Argentinien?" Der Triumph ließ sie unvorsichtig werden: "Oder das Matterhorn. Das ist der hochste Berg Europas, oder?" "Wie hoch?" "Was, Mont Blanc und - wie Elbrus? - sind höher?"
"Zugspitze? Wo ist die?"
So ähnlich stelle ich mir den Bildungsgipfel vor, zu dem Frau Schavan jüngst eingeladen hat.

Montag, Dezember 21, 2009

Winternacht

Gegen Abend hat der Schneefall gestern wieder eingesetzt und die ganze Nacht hindurch angehalten. Grund genug für einen kleinen nächtlichen Spaziergang, denn tagsüber ist die Stadt laut und der Schnee dreckig.
In dieser Nacht jedoch knirscht er unter den Schuhen. Es ist gegen 1:00 Uhr noch allerlei los. In den Kneipen sitzen die letzten Gäste trotz der Kälte in den Schankveranden unter den Heizpilzen. Vor dem "Tafelgold" in der Niederbarnimstraße stehen sogar noch Stühle draußen.
Vier Gäste, die aus der "Dachkammer" in der Simon-Dach-Straße torkeln (das heißt: eine von ihnen muss von zwei Männern getragen werden), haben den schönsten Teil des Abends schon hinter sich. Nun diskutieren sie mit einem Taxifahrer, der die Frau in ihrem Zustand nicht mitnehmen will: "Ihr Mann ist okay," versucht einer der Männer den Droschkenfahrer umzustimmen. Doch umsonst - das Taxi fährt leer weiter.
Im "Dach"-Pizza & Pasta-Imbiss herrscht Hochbetrieb, genau wie am Geldauomaten nebenan. Zwei junge Punks kommen mit allerlei Geraffel und Zeugs aus dem Laden und ziehen weiter in die Nacht. Prekär dagegen ist die Lage des Paares vor der Krossener Straße 18: Er ist strunzblau und pullert erst einmal in einen Blumenkasten neben dem Hauseingang. Sie kuschelt sich in den windgeschützten Eingang und fragt ihn immer wieder: "Du hattest vorhin den Schlüssel; wo kann er denn jetzt nur sein?"
Ein anderes Paar schafft es trotz ausgiebiger Kicheranfälle zwar, das Gittertor der Niederbarnimstraße 22 zu öffnen. Einer von beiden rutscht kurze Zeit später jedoch im Hausdurchgang aus und knallt volle Lotte aufs Pflaster. Das Kichern weicht für kurze Zeit einer herrlichen vorweihnachtlichen Stille - bevor es in ein Wimmern umschlägt.

Sonntag, Dezember 20, 2009

In eisigen Höhen

Bei uns im dritten Stock ist die Kälte der letzten Tage voll zu spüren. An den Scheiben haben sich fette Eisblumen gebildet und zwischen den Doppelfenstern habe ich gestern sogar einen veritablen Eiszapfen gefunden. Manchmal steigen wir hinunter bis zum Edeka, um uns etwas aufzuwärmen.

Montag, Dezember 07, 2009

War doch kein Stern

Die Lichterscheinung in der Nikolausnacht war doch kein Stern.
Der Polizeiticker liefert mittlerweile eine Erklärung:

Eingabe: 06.12.2009 - 18:20 Uhr
Polizist setzte Schusswaffe gegen Angreifer ein
Friedrichshain-Kreuzberg

# 3258

Heute Nacht musste sich ein Polizeibeamter in Friedrichshain durch den Einsatz seiner Dienstwaffe gegen einen Angriff junger Männer zur Wehr setzen. Aus der Gruppe von insgesamt fünf Personen griffen den in Zivil eingesetzten 33-jährigen Beamten ein 18- und ein 19-Jähriger gegen 1 Uhr 30 unvermittelt in einer Parkanlage am Forckenbeckplatz massiv an. Die alkoholisierten Männer schlugen und traten derart auf den Zivilfahnder ein, dass dieser zunächst einen Warnschuss aus seiner Dienstwaffe abgab. Als die Angreifer weiter auf den Beamten einprügelten, schoss er einem von ihnen gezielt in den Unterschenkel. Die Männer ließen erst dann von ihm ab und flüchteten mit ihren Begleitern. In unmittelbarer Nähe befindliche Beamte verfolgten die Flüchtigen und nahmen vier von ihnen fest. Der Fünfte, der im Zuge von Ermittlungen bekannt gemacht wurde, ist von den Fahndern am frühen Vormittag an seiner Wohnanschrift aufgesucht worden, räumte eine Tatbeteiligung ein und begleitete die Beamten anschließend zu ihrer Dienststelle, um dort weitere Fragen zum Sachverhalt zu beantworten.
Bei der Auseinandersetzung entglitt dem Polizisten seine Dienstwaffe, die bei einer anschließenden Absuche des Parks wieder aufgefunden wurde.
Die Feuerwehr brachte den verletzten Angreifer zur Behandlung in ein Krankenhaus. Nach bisherigen Ermittlungen können politische Motive ausgeschlossen werden. Eine Mordkommission des Landeskriminalamtes hat die Ermittlungen übernommen.

(Quelle: Berliner Polizei)

Sonntag, Dezember 06, 2009

Stern von Bethlehem

In der Nacht zum Heiligen St. Nikolaus steht plötzlich der Stern von Bethlehem über dem Nordkiez. Da zwischen Forcki und Rigaer Straße berührt sein Schweif den Boden und spendet etwas Trost in der regennassen Nacht.
Nur ganz schön laut ist dieser Stern, finde ich. Bei näherer Betrachtung ist es dann allerdings ein Polizeihubschrauber mit Suchscheinwerfer, der zwischen 2:30 Uhr und 2:55 Uhr die vorweihnachtliche Stille stört. War da vielleicht ein böser Nikolaus unterwegs?