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Sonntag, November 01, 2015

Die Allee verändert ihr Gesicht

Große Wandflächen, wenige Fenster: Auch aus der Nähe wirken die neuen Aufbauten abweisend und schrabbelig
Eigentlich hätten sie schon vor zwei Jahren fertig sein sollen, die neuen Penthäuser auf den historischen "Zuckerbäckerbauten" des Block G-Nord der ehemaligen Stalinallee. Die Bauarbeiten an den Häusern zwischen Frankfurter Tor und Proskauer Straße dauern mittlerweile doppelt so lange wie ursprünglich angekündigt. Doch langsam nähern sich die Penthäuser einem Zustand, der immerhin an den Beginn des Innenausbaus denken lässt.
Von der Straße aus wirken die Aufbauten wie Fremdkörper: dunkel, abweisend und grau. Zeit also, sich die Aufbauten einmal aus der Nähe anzuschauen. Wie es überhaupt möglich war, dass auf denkmalgeschützte Häuser Aufbauten gesetzt werden dürfen, erklärte mir ein Mann vom Denkmalamt im Frühjahr folgendermaßen: "Wenn der Investor sagt, dass er eine Sanierung der Fassaden nur dann finanzieren kann, wenn durch den Verkauf neuer Aufbauten Geld hereinkommt, dann genehmigen wir das." Als ich ihn etwas ungläubig ansah, weil die Fassadensanierung ja angeblich bereits in den Kaufpreis der Bestandswohnungen eingerechnet war, schob er nach: "Und wenn sich dann hnterher herausstellen sollte, dass der Investor doch genügend Gewinn gemacht hat, ohne dass die Penthäuser nötig gewesen wären, dann überprüfen wir das nicht mehr. Bescheid ist Bescheid."
Die Innenräume sind teilweise schlauchartig geschnitten. Säulen stehen mitten im Zimmer.

Wenig großzügig sind auch die "Terassen": Schmale Gebilde, die durch die triste graue Fassadenverkleidung nicht gerade aufgewertet werden.
Die Verbindung von altem Bestand und neuer Architektur ist nicht gerade gelungen: Hier die - wenn auch maroden, aber immerhin in der Sonne leuchtenden - Kacheln, dort die trostlosen Fertigbauplatten, die den Charme einer ungarischen Grenzkontrollbaracke versprühen (kleiner Seitenhieb auf den Investor, der auch in Ungarn Projekte "entwickelt" hat).

Die solventen Käufer der Penthauswohnung blicken nicht nur auf die Dächer der Stadt, sondern auch auf marode Lüftungsanlagen und Abluftschächte aus den Küchen und Bädern ihrer Nachbarn.
Einstmals bildeten stolze Fahnenmasten die Krone der Häuser. Diese wurden vom Investor zersägt, weil sie den Penthäuern im Wege waren. Nur die Halterungen sind geblieben. Sie ragen in die neu geschaffenen Wohnungen hinein.