Beim TÜV
Blöde Konstellation: Die 30-Jahres-Revision des Käfers (hinten) trifft mit der 10-Jahres-Revision und gleichzeitigem TÜV-Termin des Renaults (vorn) zusammen...Neulich war mal wieder der TÜV vom Renault abgelaufen. Das ist alle zwei Jahre Ende Juli der Fall und meist stressig. Einen Monat darf man überziehen, und dann fällt die Schrauberei meist schon in die kühlere Jahreszeit.
Da diesmal ohnehin eine leicht verspätete Zehn-Jahres-Revision anstand (der Renault ist im Februar 21 geworden), hätte es eigentlich keine Probleme geben dürfen. Immerhin hatte ich das Auto zwei Monate (September, Oktober) in die Garage gestellt und alle denkbaren Mängel behoben, meist Rostlöcher, die wahrscheinlich ohnehin kein Prüfer gesehen hätte. Meine Schrauber-Nachbarn vom Garagengelände frotzelten schon langsam herum und fragten, ob ich die Karre nicht einfach zu einem "vernünftigen" TÜV bringen wolle. Jeder wusste dazu noch eine Anekdote zu erzählen über Autos, die angeblich trotz hanebüchener Mängel eine Plakette bekommen hatten. Aber ich wollte es korrekt machen und suchte einen Prüfer auf, der nicht allzu stark in die mafiösen Strukturen des Karlshorster Schrauber-Universums verstrickt war...
Die Ernüchterung folgte auf dem Fuße: "Leuchtweitenregulierung ohne Funktion" stand auf dem Mängelbericht unseres R19. Dabei wusste ich als Käfer-Fahrer (Der Renault ist eigentlich nur das Ausweichfahrzeug für meinen Käfer, der seit etwa vier Jahren in der 30-Jahres-Revision ist) noch nicht einmal, dass das treue Fahrzeug eine solche Funktion überhaupt haben sollte. Auch die Bedienungsanleitung des Renaults gab nichts her. Dort stand, dass man die Scheinwerfer per Hand vom Motorraum aus einstellen solle.
Aber so ein gründlicher deutscher TÜV-Prüfer versteht natürlich sein Handwerk, und am Ende hatte er wohl auch Recht: Fahrzeuge, die ihre Erstzulassung nach dem Januar 1990 hatten, müssen über eine automatische Leuchtweitenregulierung verfügen. Der Renault war zwei Monate zu jung - und wahrscheinlich noch mit einer alten Bedienungsanleitung ausgeliefert worden! Nach einigem Suchen fand ich sogar unter dem Lenkrad einen Schalter für die hydraulische Einstellung der Scheinwerfer. Sie war - wie ich bestätigen konnnte - "ohne Funktion".
Allerdings konnte ich diesen plumpen amtlichen Versuch, ein vielleicht betagtes, aber ansonsten gut erhaltenes Fahrzeug aus dem Verkehr zu ziehen, nicht einfach durchgehen lassen. Im Internet fand ich den Anbieter www.lwr-shop.de, der Umrüstkits für elektrische Leuchtweitenregulierung anbietet. Der Einbau verlief dank einer guten mitgelieferten Anleitung problemlos und für weniger als 150 Euro Investition kam ich ohne Beanstandung durch die Nachprüfung.
Zurück bleibt das gute Gefühl, ein verkehrssicheres Fahrzeug zu besitzen. Manchmal stehe ich jetzt sogar in sternenklaren Nächten extra noch einmal auf, setze mich ins Cockpit des 1990er R19 und lasse die Scheinwerfer langsam gen Firmament schweifen. Himmlisch, dieses leise Surren der Elektro-Servos!
R19-Scheinwerfer mit elektrischem Servo für die Leuchtweitenregulierung
Umrüstkit mit zwei Servos, Schalter, Kabeln und Kleinteilen. Die mitgelieferte Kunststoff-Gewindestange mit Kugelkopf, die in einem der Servos steckt, passte nicht. Ich habe ein passendes Teil dann aus Metall selbst gebaut (angesichts des zu Ende gehenden Öl-Zeitalters schien mir das stabilere Material angemessen zu sein).
Bild unten: Der alte hydraulische Stellservo (links) und der neue elektrische - hier schon mit selbst gebauter Kugelkopf-Gewindestange (Beschreibung siehe unten).
Der anspruchsvollste Teil der Arbeit bestand darin, den neuen Servo so anzupassen, dass der den gleichen Stellweg zurücklegt wie der alte. Außerdem musste am Bajonettverschluss des Scheinwerfers noch etwas gefeilt werden, bis der neue Servo passte. Die größere Distanz zwischen der Anlagefläche am Bajonettverschluss und den Haltenasen des neuen Servos habe ich mit Gummidichtringen aus dem Sanitärbedarf ausgeglichen.
Außerdem musste das Kugelgelenk, das die Verbindung zum Scheinwerfer herstellt, maßgenau angefertigt werden. Dazu habe ich eine Schraube in die Bohrmaschine eingespannt und deren Kopf mit einer Feile so lange rund gefeilt, bis der gewünschte Kugeldurchmesser erreicht war.
Blieb zum Schluss nur noch, den alten Schalter gegen den neuen auszutauschen. Ich habe dazu eine Blende aus Blech gebaut, in die ich den neuen Schalter einstecken konnte. Anders als in der Einbauanleitung vorgeschlagen, habe ich den Strom (+) für den Schalter direkt vorne vom Scheinwerfer abgenommen und nicht eine Quelle am Armaturenbrett angezapft. Das erforderte zwar ein zusätzliches Kabel, das vom Motorraum nach innen gezogen werden musste. Aber die Kabel lassen sich bequem im Fußraum des R19 durchziehen und so ist gesichert, dass Servo und Schalter ihren Strom von der gleichen Quelle beziehen.