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Dienstag, November 22, 2011

Bei Stalin


Bei uns in der Straße hat vor kurzem ein Laden aufgemacht, an dessen Schaufenster - in deutsch und englisch - steht: "Hier in den Stalinbauten".
Betrieben wird das Geschäft von einer Immobilien-Gesellschaft. Obwohl: So ganz klar ist das nicht. Am Wochenende finden dort Parties statt und der Schriftzug sowie Teile der Einrichtung des ehemals dort ansässigen China-Restaurants sind auch noch vorhanden.
Zumindest ein Teil des Geschäftsmodells besteht aber unzweifelhaft darin, Wohnungen in der Frankfurter Allee, die Anfang der 50er Jahre im Stil des Sozialistischen Kalssiszismus errichtet wurden, zu verticken. Zum Beweis hat man einige Immobilienanzeigen ans Schaufenster gepinnt.

Nun könnte man sich zunächst einmal darüber wundern, dass mit der Holtz Immobilien GmbH ein weiterer Akteur in die Vermarktung der geschichtsträchtigen Bauten in Friedrichshain eingestiegen ist. Eigentümer der Gebäude Frankfurter Allee 4 bis 14 und 5 bis 27, Proskauer Straße 38 und Niederbarnimstraße 1 ist die Home Center Liegenschaften I GmbH. Verwaltet werden die Häuser von der Immobilien Krulich GmbH und als Vermarkter treten neben Holtz Immobilien auch "Sattler Immobilien und Projekte" sowie offenbar die Home Center Bauservice GmbH auf, die nur wenige Meter neben Holtz ein eigenes Büro in der Frankfurter Allee unterhält. Ach so: Mit der Sanierung der baufälligen Häuser ist die Triacon beauftragt, die schon die anderen Blöcke in der Karl Marx Allee renoviert hat. Mit durchaus übersichtlichem Erfolg, wenn man sich die schon wieder bröckelnden Fassaden der vor etwa zehn Jahren mit viel Aufwand rekonstruierten Häuser ansieht. Am Strausberger Platz etwa schützen mittlerweile Baugerüste über den Gehwegen die Passanten vor herabfallenden Kacheln. Gegenüber den Mietern der noch nicht sanierten Häuser begründet die Triacon selbst den Verzicht auf den Einbau neuer Fenster damit, dass in den sanierten Blöcken dadurch erhebliche Schimmelprobleme aufgetreten seien.



Die vor wenigen Jahren sanierten Kacheln stürzen auch im Kapitalismus schon wieder herab


Sofern der geneigte Passant nicht gerade von einer herabfallenden Kachel getroffen wird, mag er beim Blick ins Schaufenster der Holtz Immobilien GmbH die technischen Probleme der Häuser, auf die weder der Sozialismus noch der Kapitalismus bisher überzeugende Antworten gefunden hat, weniger gravierend finden als das mangelnde Feingefühl gegenüber den Opfern des Stalinismus, das aus einer Formulierung wie "Hier in den Stalinbauten" spricht.
Fachlich korrekt - und von einem seriösen Immobilien-Unternehmen zu erwarten - wäre die Bezeichnung "Sozialistischer Klassizismus". Nicht einmal der berüchtigte "Berliner Volksmund" bezeichnet beispielsweise das Olympia-Stadion als "Hitler-Stadion". Nur das Kanzleramt muss - glaubt man den Beteuerungen der daran immer wieder vorbei schippernden Spreekapitäne der Touristendampfer - die Bezeichnung "Waschmaschine" ertragen. Gleichwohl: Würde Angela Merkel, sollte sie dereinst in die Verlegenheit geraten, die Verpflichtungen aus diversen Rettungsschirmen einlösen zu müssen, eine Immobilien-Anzeige schalten unter dem Titel "Waschmaschine zu verkaufen"? Na siehste!

Dienstag, November 08, 2011

20 Jahre Good Bye Lenin


Heute vor 20 Jahren begann der Abriss des Lenindenkmals am heutigen "Platz der Vereinten Nationen". Der Platz sieht heute immer noch seltsam leer aus. Da helfen auch die schicken Lofts und Townhouses nicht, die überall in der Gegend nun entstehen. Immerhin lieferte der Abriss den Hintergrund für den Film "Good Bye Lenin", der wiederum Trost für alle Trauernden bietet: Die können sich einfach vorstellen, dass das Denkmal für viel Geld ins kapitalistische Ausland - beispielsweise China - verkauft worden ist, wo es längst wieder aufgebaut wurde, möglicherweise in doppelter Größe.