Charlottenburger Tor
Hey, es ist vollbracht: Nach Jahren fällt endlich das Gerüst am Charlottenburger Tor! Berlin ist die Stadt der Dauerbaustellen - alles dauert unendlich lange, ob Haupbahnhof, Palastabriß oder die neue Straßenbahn am Alexanderplatz.Doch dass dieses Werk überhaupt irgendwann fertig wird, hätte ich nicht mehr gedacht. Immerhin habe ich über 30 Semester an der TU studiert, und die gefühlte Hälfte dieser Zeit - quasi all die Jahre, in denen ich behauptete, nur noch eine Prüfung offen zu haben - stand das Tor eingehüllt in Bauplanen.
Mehr noch: der untere Bereich der Einrüstung bestand aus massiven Holzplatten, die keinen Blick auf den Stand der Arbeiten zuließen. Gearbeitet wurde ohnehin selten. Wenn Aktivitäten sichtbar waren, waren es meist die Industriekletterer, die ein neues Werbeplakat anbrachten.
Dennoch kursierten mittlerweile die skurrilsten Verschwörungstheorien: Man hätte das Tor unter der Plane heimlich längst abgebaut und an einen reichen Ami verscherbelt. Oder: Wenn die Planen eines Tages verschwinden würden, käme darunter das Original-Bernsteinzimmer zum Vorschein.
Egal: Pünktlich zu meinem letzten Arbeitstag an der TU fallen die Gerüste. Ehrlich gesagt hatte ich mich an den Anblick der Baustelle gewöhnt und fand, dass das Tor jetzt irgendwie popelig klein und leer wirkt. Aber dieser Zustand wird sicherlich nur vorübergehender Natur sein: Am Brandenburger Tor hielt die Restaurierung von 1990 nur gut zehn Jahre - dann standen wieder die Gerüste da.