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Montag, Juni 29, 2009

Nächtlicher Baumschänder

Seit heute läuft - beziehungsweise humpelt - in Friedrichshain ein junger Mann mehr mit einer Knöchelverletzung herum.
Und das kam so: Aus irgendeinem Grund brauchte er mitten in der Nacht dringend Holz. Vielleicht für ein Lagerfeuer, vielleicht auch, weil die Tage jetzt wieder kürzer werden und man nie früh genug anfangen kann, für den nächsten kalten Winter Vorsorge zu treffen. Gegen 2:30 Uhr wachte ich jedenfalls vom Geräusch brechender Zweige auf. Das fortdauernde Knacken nervte so sehr, dass ich ans Fenster trat.
Erst dachte ich, dass irgend ein Anfänger versucht, wieder einmal eine Mülltonne anzuzünden. Andererseits lag erst vor ein paar Tagen ein "Nachbarschaftsbrief" im Briefkasten - geschrieben von Menschen, die nach eigenen Angaben "neben Dir, direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite, oder vielleicht einige Häuserblocks entfernt [leben]. Wir sind Individuen. Wir sind Kollektive. Wir leben soweit wie möglich selbstbestimmt und autonom."
Ich hatte diesen Brief als Gesprächsangebot verstanden. Während solcher komplizierten Gespräche mit Menschen, von denen man nicht einmal genau weiß, ob sie nun nebenan, gegenüber oder gar ein paar Blocks entfernt wohnen, schweigen doch gewöhnlich die Waffen? Da zündet man doch nicht gleich wieder was an, oder?
Einigermaßen beruhigt legte ich mich also wieder hin. Etwa eine Stunde später knackte es wieder - oder immer noch - laut im Gebüsch. Und diesmal kam es klar vom Brachgelände gegenüber!
Wieder trat ich ans Fenster. Und da sah ich den nächtlichen Baumfrevler: Ein langer schlaksiger Kerl mir Kapuzenpulli. Erst warf er zwei meterlange Aststücke über den Zaun, die er fein säuberlich von Laub und kleineren Ästen befreit hatte. Dann kletterte er selbst hinüber. Dabei passierte das Missgeschick: Mit einem Fuß blieb er im Sprung zwischen zwei Gitterstäben hängen. Es muss höllisch weh getan haben. Irgendwie befreite er den eingeklemmten Fuß und schnappte dann seine beiden Stämme; torkelte einige Meter weit die Straße entlang. Arg besoffen war er also auch. Dann brach er auf der Straße zusammen und fasste sich immer wieder an den Fuß. Irgendwie rappelte er sich aber doch wieder auf und humpelte schließlich unter Ausnutzung der gesamten Straßenbreite von dannen.
Was für eine Panne-Aktion eigentlich!