Schattenhaushalt
Von der Politik lernen heißt siegen lernen: Wir haben bei uns zu Hause zum Beispiel eine Anregung der jüngsten Tage aufgenommen und einen Schattenhaushalt eingerichtet: Auf einen Extra-Stapel kommt sämtliches dreckige Geschirr, das nicht in die Spülmaschine darf - die geleimten oder sonstwie empfindlichen Holzbrettchen, das Silberbesteck von Tante Fränze, die alten Porzellanteller, die nicht spülmaschinenfest sind und so weiter.
So wird das unempfindliche Zeug in die Maschine geschmissen, während der Abwasch des Problemgeschirrs später einmal in ruhigeren Zeiten erledigt wird. Das geht nicht immer ohne Konflikte ab: Während Birgit es als untrügliches Zeichen einer anspringenden Konjunktur deutet, wenn die Spülmaschine möglichst oft und laut scheppert und rumpelt, sehe ich hierin doch auch deutliche Gefahren - zum Beispiel, dass die Bemalung der alten Teller an Transparenz verlieren oder das Besteck hässliche Flecken bekommen könnte.
Mitunter bezeichne ich die Spülmaschine im privaten Rahmen sogar als Geschirr-KZ, was natürlich in der wirklichen Politik ziemlich bescheuert wäre. Denn Diskurse in die NS-Zeit sind oft problematisch - siehe Oettinger.
Dabei ist es doch nichts Besonderes, dass Dinge, die privat in Ordnung gehen, in der Politik schwer umstritten sind: Der laute Aufschrei, den es bei der Ankündigung des öffentlichen Schattenhaushalts gab, ist seit der Verwirklichung unserer privaten Variante bisher ausgeblieben: Unsere Gäste haben sich noch nie über den Zustand unserer Küche beschwert; Es gab keine Abmahnung der Hausverwaltung, keine Androhung der baupolizeilichen Sperrung der Wohnung; nicht einmal der Kammerjäger musste kommen.
3 Comments:
Nur so als Idee: Wie wäre der Begriff Geschirr-Guantanamo?
Eine hervorragende Idee! Ich werde darüber nachdenken - zumal die Anregung ja aus dem Kreise des "Schabengulag" kommt. Übrigens auch ein schöner Begriff!
Oh - Tippfehler: Natürlich muss es "Schwabengulag" heißen, wie: http://schwabengulag.twoday.net
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