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Donnerstag, September 25, 2008

Demo der Krankenhaus-Lobby

Demos sind in Berlin nun ja an sich nichts Besonderes: Angefangen von den Kleindemos der Hausprojekte aus der Rigaer Straße, über Spaßdemos wie Fuckparade oder Oberbaumbrückenschlacht bis hin zu den Demos der großen sozialen Bewegungen; zum Beispiel gegen Hartz IV, Bildungklau, Irak-Krieg oder gegen den ganzen Rest.
Je nachdem, gegen was es geht und welche Organisation die Sache unterstützt, sind die Demos unterschiedlich ausgestattet.
Schwerreiche Lobbygruppen rücken meist mit wenigen Menschen und viel Gerät an. Unrühmlichstes Beispiel dafür war vor etwa drei Jahren die Großdemo der Häuslebauer-Lobby gegen den Wegfall der Eigenheim-Zulage; sie bestand im Wesentlichen aus wenigen hundert Menschen, von denen jeder mit dem eigenen großen LKW, beladen mit Baumaschinen angereist war.
Weniger finanzkräftige Organisationen wie Friedensgruppen, Umweltaktivisten oder Arbeitsloseninitiativen verfügen meist nicht einmal über vernünftige Lautsprecheranlagen.
Was sich heute in der Innenstadt tut, ist jedoch ohne Beispiel: Die "Klinikbeschäftigten" demonstrieren gegen eine angeblich drohende Finanzlücke, so heißt es. Der Aufwand für diese Demo ist gigantisch. Riesige Flächen sind für hunderte von Reisebussen gesperrt. Auf meinem Weg zur Arbeit sah ich auf der früheren Aufmarschstrecke der Maiparade zwischen Strausberger Platz und Alex sowie auf der gesamten Länge der Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Technischer Universität nur Busse. Auf der eigentlichen Demostrecke Unterden Linden hatte man eigens gefertigte Fähnchen mit dem Motto der Demo an die Straßenlaternen gehängt. Eine Million Euro soll die Anreise gekostet haben, berichtet die Tagesschau. Vor dem Brandenburger Tor ist eine riesige Bühne aufgebaut, von der Rockmusik schallte. Sie war voll auf die Zielgruppe abgestellt; vorwiegend Auszubildende und junge Verdi-Aktivisten. Doch obwohl die Medien meist von "Klinikbeschäftigten" sprechen, besteht das Organisationsbündnis keineswegs nur aus Gewerkschaften. Nein, Ärzteverbände, Krankenhäuser und kommunale Arbeitgeber stecken ebenfalls dahinter. Schnell wird klar, woher das Geld für die Mega-Veranstaltung kommt. Die Jugendlichen mit den Verdi-Fahnen sind Staffage. Sie sind an diesem schönen Herbstwochenende natürlich gern nach Berlin gekommen. Wahrscheinlich bleiben die meisten noch bis Sonntag in der Stadt, machen die Klubs unsicher und fliegen anschließend mit einer Billig-Airline zurück. Außerdem ist ja noch Marathon, ein weiterer Grund für einen Kurztrip. Das sei den Leuten ja durchaus gegönnt - nur sonderlich politisch ist es eben nicht! Ich wette, die meisten der Busse fahren am Nachmittag halbleer wieder zurück.