Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!
Es gibt Leute, die haben einfach ein Imageproblem. Nein, ich meine jetzt nicht Hartmut Mehdorn.
Walter Ulbricht ist so ein Mann. Nun muss man den Namen zwar mittlerweile erklären: Er war der Vorgänger von Erich Honecker. Jüngst war im "Spiegel" zu lesen, dass viele der heute 18-Jährigen nicht einmal mehr Erich Honecker kennen - doch ich hoffe, dass die geneigten Leser/innen jetzt wissen, worum es geht: um die DDR.
Walter Ulbricht hat, wenn sein Name heute zur Sprache kommt, einfach eine schlechte Presse.
Das liegt vielleicht an seinem berühmten Satz aus dem Juni 1961: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten", dem am 13. August 1961 der Mauerbau folgte.
Andererseits sind gebrochene Versprechen für Politiker nicht gerade außergewöhlich. Und in diesem Fall kann dem Mann nicht einmal unterstellt werden, dass er nur eine Wahl gewinnen wollte - 99 Prozent Zustimmung waren ihm auch ohne derlei Mätzchen sicher.
Vielleicht hätte er damals besser schweigen sollen oder die Sache dementieren oder so rechtfertigen, wie die Japaner es heutzutage mit ihrem unpopulären Walfang tun: "Aus rein wissenschaftlichen Gründen haben wir die Absicht, eine Mauer zu errichten".
Egal, was hilft alles "hätte", "könnte", "würde"? Die Sache wurde verpatzt, der Ruf des einstigen DDR-Chefs ist ruiniert. Da wundert es mich, dass heute Andere genau das Gleiche tun, ohne dass sich irgendjemand darüber aufregt: Im Tiergarten, vor dem Brandenburger Tor und gegenüber der neuen US-Botschaft, fast genau auf dem Verlauf der alten Mauer - nur ein paar Meter nach Westberlin verlegt - wird derzeit eine neue Mauer errichtet. Diesmal sogar mit Schießscharten. Kaum jemand macht ein großes Aufhebens darum. So hätte der Ulbricht das durchziehen sollen!
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