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Donnerstag, November 22, 2007

Alles muss raus

Propaganda: Das soll eine schicke Küche sein?
Die Entscheidung ist gefallen. Wir ziehen um. Jetzt, wo die Fassadensanierung beginnt, ist die Unterzeile dieses Blogs - "aus dem vorletzten unsanierten Haus der Straße" - praktisch nichts mehr wert. Schrott. Eine Lüge. Einfach Quatsch.
Nein, wir ziehen unwiderruflich aus.
Zeit für eine Bestandsaufnahme: Was muss alles mit? Oh Gott! Fangen wir in der Küche an:
Heute las ich in der "Berliner Zeitung" von gestern, dass Einbauküchen "es hierzulande im Durchschnitt auf ein respektables Alter von 12 bis 18 Jahren" bringen. Das will die "Arbeitsgemeinschaft die Moderne Küche" herausgefunden haben und warnt eindringlich: "Derartige Antiquitäten sind in technischer, ergonomischer und vor allem sicherheitstechnischer Hinsicht restlos veraltet".
Nun gut: abgesehen davon, dass die Installation einer Einbauküche an sich schon als Fehlleistung einzustufen ist, kann ich diese Meinung nicht nachvollziehen: Warum soll eine Küche von 1995 heute ein Sicherheitsrisiko sein?
In unserer Küche liegen sogar noch Zeitungen herum, die älter sind! Die technische Ausstattung ist fast ausnahmslos älter - sieht man von einigen selbst gezimmerten Schränken ab.
Stuhl, Tisch und Boden
Der Stuhl stammt aus dem Elternhaus eines Freundes, einer Bäckerei in Belzig, die gegen Ende des letzten Jahrhunderts aufgelöst wurde. Den Tisch habe ich von einem mittlerweile verstorbenen Freund geschenkt bekommen, nachdem er seine Freundin verlassen hatte und die gemeinsame Wohnung aufgelöst wurde. Den Boden haben wir abgeschliffen. Er kommt nicht mit.
Ebenso der Kühlschrank: Auch der Bosch-3-Sterne-"automatic"-Kühlschrank bleibt hier. Er steht mindestens zehn Jahre bei uns. Ich habe ihn von einem Freund, der ihn bereits ausgemustert und in den Keller gestellt hatte. Ich werde ihn wohl wieder in den Keller stellen?
Dann ist da der Tisch von meiner Oma mit den Besteckfächern. Er stand auch schon einmal im Keller. Ich habe ihn aufgearbeitet und die Tischplatte orange gebeizt.
Außerdem habe ich ihn in den letzten fünf Jahren mindestens viermal gründlich abgeschruppt. Es steckt also viel Arbeit drin.
Hängeschrank
Den Hängeschrank habe ich vor etwa drei Jahren aus teilweise alten Teilen zusammengebaut, die ich in einem Stalinallee-Haus gefunden hatte. Von der Beize des Tisches war noch etwas übrig - also ist auch der Schrank jetzt teilweise orange. Bestückt ist er stilecht mit DDR-Geschirr.
Der Herd dagegen ist ein echter Youngster: Als wir vor zehn Jahren in die Proskauer Straßenwohnung eingezogen sind, stand in der Küche ein vollkommen durchgerosteter Gasherd mit Kohleofen. Der war an sich schön, denn dadurch konnte die Küche geheizt werden. Aber die Kombination aus undichter Gasleitung und durchgerostetem Kohlenofen-Brennraum erschien selbt der behäbigen Wohnungsgesellschaft WBF, die das Haus damals verwaltete, als zu brisant. So wurde der Herd ausgetauscht - obwohl Ofen-Herdkombinationen heute wieder sehr "in" sind und in Küchenstudios im Rahmen der Nostalgiewelle für viel Geld feilgeboten werden.
Sicherheitstechnisch ist bei uns jetzt aber zumindest alles paletti. Und was der Kühlschrank vielleicht an Energie mehr verbraucht, wird durch die fehlende Heizung und den fehlenden Boiler wieder eingespart - anders funktioniert das System der modernen Emissionszertifikate auch nicht!
Das Proskauer Straßenhaus ist also energie- und klimapolitisch voll auf der Höhe der Zeit.
Energieeffizient und gut für den Teint: Nur Kaltwasser in der Küche