Im Fahrstuhl
In unserem Haus gibt es einen schönen alten Fahrstuhl aus den 50er-Jahren. Damals hatten die Aufzüge noch keine automatischen Türen, sondern die Werktätigen in den Stalinbauten öffneten und schlossen die Kabinen selbst.
Das ist theoretisch noch heute so, nur haben sich die Sitten doch etwas gelockert. Sehr oft ist der Lift oben in der sechsten Etage blockiert, weil jemand die Tür nicht hinter sich geschlossen hat. Vielleicht aus Schlampigkeit, vielleicht aber auch, weil die alten Türen mittlerweile etwas klemmen.
Schon öfter hingen deshalb Zettel mit der freundlich formulierten Bitte in der Kabine, die Türen mit Rücksicht auf die älteren Hausbewohner/innen ordentlich zu schließen. Gestern nun hing ein nicht mehr ganz so freundliches Schreiben an der Wand: "Wann lernt Ihr im 6. Stock endlich, die Türen zu schließen?" Kurze Zeit später war eine Antwort zu lesen: "Wann repariert die Hausverwaltung endlich den Aufzug? Also Frieden!".
Bald darauf wurden beide Sprüche entfernt. Da ich Zensur nun überhaupt nicht leiden kann, habe ich flugs wieder einen Zettel angebracht, einerseits um den Humor der Mitbewohner/innen zu testen, andererseits vielleicht auch in der Hoffnung, den Streit neu zu befeuern: "Der III. Stock solidarisiert sich mit den Kritiker/innen des VI. Stocks", war darauf zu lesen.
Heute morgen nun war das Ergebnis zu bewundern. Super, diese Kommentarkultur aus dem Web 2.0 funktioniert also auch analog!
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