"Mißbrauch hat System"
Bis vorgestern prangte an einer Hauswand in der Hannoverschen Straße, nahe der Katholischen Akademie, die der Papst besuchen wird, der Spruch, "Mißbrauch hat System". Vor etwa einem Jahr, zum Höhepunkt des Mißbrauchsskandals in der katholischen Kirche, war er dort hingepinselt worden.Vorgestern nun verschweißten Polizisten im Rahmen der allgemeinen Sicherheitsparanoia in der Straße Gullideckel, verplombten Dachböden, durchsuchten Keller - und überpinselten den missliebigen Spruch. Allerdings wurde ein Kommando der Berliner Polizei mit der Säuberung beauftragt, das offenbar entweder in handwerklichen Dingen nicht besonders bewandert oder vom Zensurbefehl nicht sehr erbaut war. Jedenfalls überpinselten sie die schwarzen Buchstaben so linientreu mit heller weißer Farbe, dass der Schriftzug danach immer noch - vielleicht sogar erst recht - sichtbar war.
Einem diensteifrigen Vorgesetzten gefiel das offenbar nicht. Die Brigade musste nacharbeiten und nun sind an der Wand lauter weiße Rechtecke zu sehen.
Die Angst der Staatsmacht vor Parolen an der Wand erinnert doch stark an die Endzeit der DDR. Da kann ich mich eigentlich nur dem Aufruf der "Not-Welcome"-Demo anschließen, die am Donnerstag, 22. September, 16:00 Uhr am Potsdamer Platz startet.
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