Ende der Nachtschicht
Langsam lerne ich den Parklplatz hinter dem Haus näher kennen. Da sind nicht nur die regelmäßig brennenden Mülltonnen und der nervige Bauzener Ford Ka, dessen Besitzerin sich die Nummer E 365 wahrscheinlich deshalb gewünscht hat, weil sie es trotz aufgemalter Fahrbahnmarkierung an 365 Tagen im Jahr nicht schafft, die Karre vernünftig einzuparken (seit gestern steht er schon wieder diagonal über zwei Parkplätze hinweg).Nein, da ist zum Beispiel auch der Berlingo unseres Nachbarn, der sich - o, wie originell, die Nummer B-GO... ausgesucht hat. Und da sind natürlich die Autos der hier wohnenden Studierenden - häufig von Mama und Papa ausgeliehen oder von ihrem Arbeitgeber. So stehen zum Beispiel auch meist einige Taxen herum: Eine hat die beziehungsreiche Aufschrift "Plan B" - was ja auch Motto für das Lebenskonzept eines studentischen Taxifahrers sein könnte.
Heute früh gegen 8:00 Uhr parkte eine andere Taxe ein. Offenbar hatte der Fahrer eine anstrengende Berliner Wochenend-Nachtschicht hinter sich. Es dauerte etwas, bis die Tür aufgestoßen wurde. Dann wuchtete sich ein leicht angerundeter, langhaariger und nach langem Sitzen steifer Enddreißiger aus dem Daimler. Er stand kurz auf dem Asphalt, so als wollte er probieren, ob es noch geht. Dann fiel sein Blick auf eine leere Becks-Flasche neben dem Auto. Mit sichtbarer Anstrengung bückte er sich und barg das Pfandgut. Dass der Verdienst im Taxigewerbe in den letzten Jahren stetig gesunken ist, hat sich herumgesprochen. Aber dass die Fahrer mittlerweile im Nebenverdienst Flaschen sammeln müssen, um auf einen grünen Zweig zu kommen, wusste ich noch nicht.
Er steckte seinen Schatz in die Tüte mit den frischen Schrippen und trollte sich langsam. Schönes Wochenende!
0 Comments:
Kommentar veröffentlichen
<< Home