"Berliner Kurier" berichtet wieder einmal über "Stalin-Bauten"
Heute erscheint der "Berliner Kurier" wieder einmal mit einer Geschichte über die endlosse Sanierung der "Stalin-Bauten" an der Frankfurter Allee, genauer gesagt über den Block G-Nord zwischen Frankfurter Tor und Proskauer Straße. Damit wird eine Artikelserie fortgesetzt, deren Überschriften in den vergangenen Jahren lauteten: "Sanierungs-Schikane - Stalin-Bau: Mieter gefangen im eigenen Haus", "Ekel und Chaos - Blick in eine Mobbing-Wohnung im Stalin-Bau", "Wut-Mieter - Hilfe! Unser Vermieter mobbt uns raus" (27.04.12). Diesmal geht es um die Not der mehr oder weniger solventen Käufer/innen der in Einzeleigentum aufgeteilten Wohnungen. Nicht erfüllte Sanierungsversprechen und "Baupfusch" plagten die Käufer/innen, von denen laut Kurier "die meisten" Ex-Mieter gewesen sein sollen. Diese Behauptung ist schon deshalb fragwürdig, weil fast die Hälfte der Wohnungen aufgrund eines mehrjährigen Vermietungsstopps vor der Sanierung leer standen. Viele Käufer/innen stammen aus dem Ausland, auch einige Immobilienspekulanten haben Wohnungen gekauft. Nur wenige Mieter/innen haben die eigene Wohnung gekauft.Der Bauträger wird als "skrupelloser Vermieter" bezeichnet, der mit "Zwangsräumung" drohte, weil Mieter ihre Schuhe vor der Tür stehen ließen".
Richtig ist, dass in der Vergangenheit Fahrstühle über längere Zeiträume nicht funktionierten, die Bewohner/innen - wie an vielen Stellen im Friedrichshain - über Jahre von nervtötendem Baulärm zermürbt werden, Pannen auftraten, in deren Folge Wasser in Wohnungen eindrang und Bewohner/innen durch juristische Drohkulissen eingeschüchtert wurden. Andererseits ist kaum ein Fall bekannt, in dem der Bauträger vor Gericht gegen Mieter oder Käufer erfolgreich war oder in dem tatsächlich eine "Zwangsräumung" stattfand. Dass die Bauarbeiten so laut wurden und viel länger dauerten als geplant, lag auch an der Entdeckung von Schadstoffen im Dach während der Errichtung der umstrittenen Penthäuser. Das vorgefundene PAK, ein krebserregender Baustoff, der in den Fünfziger Jahren verwendet wurde, musste darufhin aufwendig entfernt werden. Hätte dies der Bauträger nicht gemacht, wären die Kosten später auf die neuen Eigentümer/innen zugekommen.
Die zum Teil hanebüchenen Zustände auf der Baustelle sind indes auch auf das Versagen der Behörden und der Berufsgenossenschaft zurückzuführen, die offenbar konsequent wegsehen. So sind Polizei und Ordnungsamt zwar nahezu täglich vor Ort, aber gegen die wilde Ablagerung von Bauschutt auf öffentlichem Straßenland durch den Bauträger wurde bisher nicht wirksam vorgegangen. Dutzende von Bauarbeitern sind in einem ehemaligen Bankgebäude untergebracht, dessen sanitäre Einrichtungen und Fluchtwege nicht für diese Nutzung ausgelegt sind. Es finden sich keine Türschilder, keine Postfächer für die Arbeiter, die monatelang dort wohnen, aber für die Behörden nicht auffindbar sind. Obwohl die Berufsgenossenschaft Kenntnis davon hatte, dass ungesicherte Arbeiten an Absturzkanten stattfanden, wurde dies nicht unterbunden. Das Denkmalamt genehmigte erst die Penthäuser, stoppte zuletzt aber dem Vernehmen nach die Arbeiten wegen Unstimmigkeiten bezüglich der Fassadenvertäfelung und der Fenster. Auch die historischen Fahnenmasten auf den Häusern hätten, so die Aussage eines Denkmalschützers, erhalten werden müssen. Schon im letzten Jahr hätte es eine entsprechende Verfügung gegeben. Heute sind die Masten verschwunden, einige liegen noch zersägt auf den Dächern. Vom Denkmalamt ist keine Reaktion bekannt. Ende Februar sprach ein Vertreter der Behörde im Rahmen einer Begehung sogar von "vorbildlicher Umsetzung des Denkmalschutzes durch diesen Investor".
Hinter diesem Investor steht der israelische Geschäftsmann Ofer Hava, der im Frühjahr 2007 eine gewisse Bekanntheit erlangte, weil er sich mit den russischen Oligarchen Boris Abramowitsch eine Bieterschlacht um die ehemalige ungarische Staatsairline "Malev" geliefert hat. Abramowitsch gewann damals, geriet einige Zeit später jedoch mit seinen Airlines in wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Hava ist in Berlin in weiteren Immobilienprojekten engagiert. Dazu gehört der Umbau eines ebenfalls denkmalgeschützten Ensembles am Köllnischen Park zum "Metropolpark". Mit dem Denkmalschutz verbunden sind übrigens handfeste Steuervorteile für die Käufer/innen. Darauf hat der "Berliner Kurier" nicht hingewiesen, obwohl sich genau an dieser Thematik ein neuer Skandal schon andeutet: Obwohl das Maklerbüro, das die Wohnungen vermarktete, weithin sichtbar am Schaufenster mit dem Slogan "Denkmal clever" warb, bestritt der Verkäufer mittlerweile gegenüber Erwerbern, je mit dem Denkmalschutz gelockt zu haben. Sollte er bei dieser Haltung bleiben und die Sanierungskosten nicht mit den Denkmalschutzbehörde abrechnen, drohen einigen Käufern/innen kräftige Steuernachzahlungen.
1 Comments:
Bardzo ciekawie napisane. Super wpis. Pozdrawiam serdecznie.
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