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Samstag, Mai 12, 2007

Automobile Kulturgut-Demo


Die Demo gegen Innenstadt-Fahrverbote für Old- und Youngtimer ist soeben zu Ende gegangen. Es bleibt wenig Zeit für einen Post, denn schon dröhnen hier im Friedrichshain von draußen die Lautis der nächsten Demo herein - diese ist gegen den Verkauf der Köpi, G8 und (vermutlich wie immer) den ganzen Rest.
Also Demo-Tag heute in der Hauptstadt. Bei dem Schauerwetter sind die Kämpferischsten unterwegs.
Klar, natürlich gehöre ich nicht dazu. Deshalb kam ich zur Sternfahrt, die um 10 Uhr vor der Deutschlandhalle beginnen sollte, auch zu spät. Es war das erste Mal, dass ich mit dem Auto zu einer Demo fuhr. Nun weiß ich auch warum: Es ist eine total bescheuerte Idee. Immer, wenn ich in die Nähe der Oldtimer-Karawane kam, leitete mich die Polizei um: wegen der Demo.
Dabei sieht man meinem Käfer wirklich an, dass er betagt ist und eigentlich dazu gehört. Aber was sollte ich machen? Zur Auto-Demo ohne Auto?
Zur Abschlußkundgebung vor dem Schloßplatz habe ich es immerhin geschafft. Es gab viele schöne alte Autos zu sehen, die obligatorischen Bratwurst- und Bierstände und anschließend Reden. Ein Sprecher des neu gegründeten Vereins gegen die Innenstadt-Fahrverbote, ein sympathischer Schwabe, rechnete der Kanzlerin vor, dass sein Oldtimer ihre neuen Abgas-Grenzwerte seit 70 Jahren einhält und trotzdem zukünftig nicht mehr fahren darf, während moderne Diesel mit ihren Feinststäuben nach wie vor unbegrenzt fahren dürfen.
Dann gab es Politiker-Reden von der CDU und der FDP. Zeit, sich die Autos und den "Schloßplatz" anzuschauen. Letzterer ist eine einzige Baustelle und sagt eigentlich schon einiges darüber aus, wie Berlin mit seiner Vergangenheit umgeht. Das Staatsratsgebäude, vor dem die Tribüne aufgebaut war und in dem heute eine private Europäische Wirtschaftshochschule residiert, erstrahlt in altem Glanz. Ironisch: Der prägnanteste Teil des Gebäudes ist das Portal mit einem Balkon, von dem aus einst die Weimarer Republik ausgerufen wurde. Dieses Portal stand nicht immer dort. DDR-Regierung hatte es vor der Sprengung aus dem Schloß ausbauen und in das neue Gebäude gegenüber integrieren lassen. Nun soll das Schloß wieder aufgebaut werden, zu dem das Portal einst gehörte. Wird es dort dann eine Kopie davon geben? Oder baut man (das wäre meine persönliche Lieblingslösung) in das neue Schloß den bis heute fehlenden Mittelteil des Staatsratsgebäudes ein? Der Palast der Republik, dessen Ruine heute noch an Stelle des Schlosses steht, ist mittlerweile ein Stahlgerippe und wird demnächst - nein, nicht dem Schloß, sondern einer Wiese weichen.
Gegenüber, dort wo einst die Bauakademie und dann das DDR-Außenministerium stand, hat man ein großes Gerüst aufgebaut und mit einer Plane behängt, auf die die Fassade der Bauakademie gedruckt ist - unübersehbar gesponsert von Daimler-Chrysler. Ein Potiemkinsches Dorf der allerdurchsichtigsten Sorte.
Was die Politiker sagten? Der CDU-Mann war schwer empört über die SPD. Aber nicht so ganz. Er wolle "mit dem Koalitionspartner noch mal reden". Der FDP-Mann war schwer empört über die SPD und die CDU. Aber nicht so ganz: "Sie sollten mit der SPD noch mal reden", mahnte er den CDU-Kollegen. Also wird die Politik wohl nochmal miteinander reden.
Das Publikum hingegen war, wie eingangs erwähnt, heute kämpferischer. Neben mir brüllt ein gutbürgerlicher Herr mittleren Alters, gut gekleidet, Ehefrau im Arm, Hund an der Leine: "Der Wowereit, der schwule Sack, der geht doch nur auf Parties".
Was die Autos davon hielten? Außer durch zahlreiche Benzinpfützen auf der Straße, die nach Ende der Veranstaltung übrig blieben, hielten sie sich mit Äußerungen zurück. Vielleicht das Beste.

1 Comments:

At 17:43, Anonymous Anonym said...

Martenstein war wohl nicht dabei: http://www.zeit.de/2007/20/Martenstein

 

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