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Donnerstag, Dezember 11, 2014

Besuch auf dem Dach

Treppenhaus-Lichtschalter - unter Spannung
Die Homecenter möchte die Penthäuser auf unseren Häusern offenbar schnell fertig stellen. Jeden Tag dröhnt ohrenbetäubender Lärm durch das Haus. Heute abend schaue ich mir die Baustelle einmal näher an. Natürlich ist sie nicht ordnungsgemäß abgesichert - wie so vieles an diesem Bau schon für den Laien erkennbar nicht "ordnungsgemäß" ist. Durch eine offene Plane kann Jedermann das Dach betreten. Dort begegnen mir abenteuerliche Elektroleitungen, wild im Raum hängend - die meisten davon unter Strom. Gerümpel und Brandlasten, die - sollte zu Sylvster auch nur eine Rakete auf das Dach fliegen - zum Inferno führen können. Wie es mit dem Blitzschutz gegenwärtig aussieht, möchte ich gar nicht wissen... Eingerissene Mauern, Tür- und Fensterstürze, die drastisch an die sprachliche Herkunft dieser Fachworte erinnern...
Auch in diesen Leitungen fließt Strom
Arbeitsschutz spielt auf dieser Baustelle erkennbar keine Rolle. Dabei sind Behörden und die Berufsgenossenschaft hinreichend informiert - vielleicht aber auch geschmiert?
Verantwortlich für das Bausgeschehen im Bezirk Friedrichshain ist ein grüner Baustadtrat namens Panhoff. Er ist ein gemütlicher, leicht rundlicher Mann mittleren Alters, der sogar kürzlich vor Ort war. Er kennt die Situation auf dem Dach und in den darunter liegenden Wohnungen, in die Wasser läuft. Bei seinem letzten Besuch hat er Sätze in die Abendschau-Kamera gesprochen wie diesen: "Da gibt es eben Zusicherungen, dass diese Wasserschäden beseitigt werden, wenn dieses Dach fertig ist. Das liegt uns schriftlich vor."
Ungesicherter Türsturz
Andere Menschen, die vielleicht nicht ganz so gemütlich und nicht ganz so grün sind, nennen Figuren wie den Panhoff deshalb: Papiertiger. Denn sämtliche Zusicherungen haben sich bisher als wertlos erwiesen.
Nicht einmal der Denkmalschutz - auch hier könnte man wieder nach der sprachlichen Herkunft des Wortes fragen - schützt die Häuser. Am 6. Juli 2012 schrieb ein Nachbar an die Behörde:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
als Bewohner des denkmalgeschützten Gebäudes in der Frankfurter Allee 21 ist mir in den vergangenen Monaten wiederholt aufgefallen, dass im Rahmen von Sanierungsarbeiten große Teile des Originalbestands einfach auf dem Müll landen.
Da Herr Bürgermeister Franz Schulz (Grüne), der vor einiger Zeit an einem Treffen unserer Mieterinitiative teilgenommen hat, uns versicherte, dass jeder bei Ihnen eingehende Hinweis ordentlich bearbeitet wird, übersende ich Ihnen hiermit erneut Photos, die dies belegen."
Wie antwortete die Behörde? Erst einmal gar nicht.Dreienhalb Wochen später - sämtliche Beweismittel waren möglicherweise inzwischen entsorgt - erhält der steuerzahlende Bürger eine dürre Antwort:

"Sehr geehrter Herr B.,

vielen Dank für Ihr Schreiben. Leider kann ich anhand der geschickten Fotos nicht erkennen, wo diese aufgenommen wurden [...]"

Passiert ist: Nix!

Elektroleitungen auf dem Dach. Blitzschutz?
Früher gab es streitbare Grüne im Bezirk, wie Christian Ströbele, der sogar regelmäßig das Direktmandat für den Bundestag gewonnen hat.
Eine Freundin hatte Ströbele einmal als Anwalt engagiert als sie wegen Volksverhetzung angeklagt wurde. Während unserer Studentenzeit hatte sie presserechtlich für ein Plakat eingestanden, auf dem das Tucholsky-Zitat "Soldaten sind Mörder" abgedruckt war. Ein Bundeswehr-Soldat hatte sich dadurch angeblich beleidigt gefühlt und Anzeige erstattet. Ich erinnere mich an den Prozessauftakt in einem düsteren Gerichtsgebäude in Moabit. Ströbele stellte eine einzige Frage an den Richter: "Herr Vorsitzender, haben Sie gedient?" Der Richter war leicht irritiert, gab dann aber zu, dass er seinen Dienst bei der Bundeswehr geleistet hatte. Postwendend stellte Ströbele einen Befangenheitsantrag, dem anstandlos stattgegeben wurde. Denn wenn die inkriminierte Aussage "Soldaten sind Mörder" eine Beleidigung für Bundeswehangehörige darstelle, wäre auch ein ehemaliges Bundeswehrmitglied betroffen. Der Prozess wurde nach wenigen Minuten vertagt und einige Wochen später mit einem anderen Richter fortgesetzt, der zwar auch "gedient" hatte - aber in der türkischen Armee.
Roulettespiel: Auf welcher Leitung liegt Strom?
Dieses Mal nahm sich Ströbele den Zeugen vor - den Soldaten: "Wo haben Sie gedient?" "Bei der Marine." "Und was haben Sie da gemacht?" "Ich war auf einem Zerstörer." "Und haben Sie sich einmal gefragt, warum das Ding so heisst?"... Meine Freundin wurde freigesprochen.
Damals hatten die Grünen einen Ströbele. Heute haben sie nur noch einen Panhoff. Auch da könnte sich vielleicht mal jemand fragen, warum der so heisst...