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Mittwoch, Januar 07, 2015

Kommentar zu "Wiese Weite Wohnen"

Zum Post "In Friedrichshain schafften es rund 20 bis 30 Personen nicht, friedlich in das neue Jahr zu feiern..." gab es gestern einen Kommentar, für den ich mich ausdrücklich bedanke und den ich an dieser Stelle beantworten möchte:

Hallo, da du unsere Baustelle fotografierst und diese Fotos regelmäßig kommentierst, helfe ich mal gerne mit!
Vielen Dank. Übrigens fotografiere ich nur aus MEINEM Fenster. Das tue ich schon lange. Seit zwei Jahren blicke ich dabei auf IHRE Baustelle. Die allermeisten Bilder sind übrigens ohne jeden Kommentar und lediglich mit der Überschrift "Wiese Weite Wohnen" versehen, dem Slogan mit dem für das Projekt geworben wird.
1. Wiese Weite Wohnen ist kein Investor!
Vollständige Zustimmung: "Wiese Weite Wohnen" sind zunächst einmal drei unschuldige Worte. Im sprachlichen Sinne bilden sie sogar ein Tautogramm. So wie "veni, vidi, vici" (deutsch: "Ich kam, ich sah, ich siegte", "Fakten, Fakten, Fakten" (in einer Ableitung auch zu Berühmtheit gelangt als "Fi**en, Fi**en, Fi**en") oder "Pleiten, Pech und Pannen".
Normalerweise würden die Worte "Wiese Weite Wohnen" übrigens durch Kommata getrennt. Möglicherweise tut man das in diesem Fall nicht, weil Punkte und Kommata im Internet nicht so gut verwendbar sind. Zumindest wird dies als Grund angegeben, warum sich Anfang der 90er-Jahre die F.D.P. von ihren Punkten getrennt hat und seitdem FDP heisst. Aber das ist nur eine Vermutung.

2. wir sind eine eigenständige Baugruppe
Es scheint immer ganz wichtig zu sein, Eigenständigkeit und Kapitalismusferne zu betonen. Der Kolumnist Harald Martenstein behauptete jüngst in seinem Beitrag "Der Kapitalismus ist das Böse, und die armen Leute sind ganz lieb", dass laut Umfragen 50-70 Prozent der Deutschen den Kapitalismus ablehnen - ähnliche Werte würde nur der Wunsch erreichen, abzunehmen...
Ich fasse die ersten beiden Punkte des Kommentars also zusammen in dem Satz: "Investoren sind das Böse, und eigenständige Baugruppen sind ganz lieb."
3. Smarthoming ist unsere Architektur Firma, sie begleitet die Baugruppe. 
Ich darf getrost hinzufügen, dass es sich durchaus um renommierte Architekten handelt. Ich glaube, in einem Post habe ich bereits darauf hingewiesen. Eines der Projekte dieses Büros, das mit dem "Deutschen Architekturpreis 2011" ausgezeichnet wurde, beschreibt die Firma selbst folgendermaßen: "So entstand in der Zelter Straße, mitten im Prenzlauer Berg, ein Ort mit einem grünen Mittelpunkt, wie ein kleines Dorf mit einem Anger."
Und genau hier setzt die Kritik an: Viele der in jüngerer Zeit realisierten Neubauprojekte wurden wie Fremdkörper in bestehende Stadtviertel implantiert. Nach außen schotten sie sich gegen die Umgebung ab, um nach innen hin dörfliche Idylle und den "Traum vom Einfamilienhaus mitten in der Großstadt" (Projektbeschreibung Zelter Straße) zu verwirklichen. Geworben wird oft mit der Umgebung eines quirligen Kiezes, der kreativen Szene, Kneipen und Geschäften. Doch die Bauprojekte selbst wirken abweisend und geschlossen und tragen nichts zu der Lebendigkeit des Viertels bei - außer dass Verkehrsbelastungen und Mieten steigen.
Immerhin werben die Architekten des Projekts in der Rigaer Straße auch mit dem Slogan "NACH ALLEN SEITEN OFFEN FÜR BERLINS BESTE SEITEN." An der Einhaltung dieses Versprechens werden die Anwohner/innen dieses Projekt wahrscheinlich später messen.


4. wir haben uns klar gegen Investoren entschieden!
Aber meiner Kenntnis nach auch gegen ein genossenschaftliches Modell, das Mietern/innen ohne Eigenkapital Wohnraum bietet oder gegen ein Erbbaurechts-Modell, das Wohnraum aus dem Spekulationsgeschäft herausnehmen würde.
Ich verurteile das nicht, kann aber auch keine besondere fortschrittliche Idee hinter der getroffenen Entscheidung erkennen.

5. Wir sind seit 39 Jahren Friedrichshainer und es sind in der Baugruppe viele UrBerliner!
Vor Jahren wurde zur Oberbaumbrückenschlacht gegen Kreuzberg mit dem Slogan aufgerufen: "Keiner ist gemeiner als der Friedrichshainer". Vielleicht wären mir ja Lichtenberger oder Reinickendorfer Nachbarn sogar lieber...;-)
6. Wir sind keine schwerreichen Wessi!
Oh, pardon. Das habe ich nie behauptet. Aber man muss doch trotzdem nichts gegen Wessis haben, oder?
7. Ich bin im Kitabereich tätig!
Für ein Bundesverdienstkreuz wird dies allein vermutlich trotzdem nicht reichen. Mir ist oft aufgefallen, dass sich in pädagogischen Bereichen Ost-West-Ressentiments besonders hartnäckig halten. Immer noch wird zwischen "Ost-Pädagogik" und "West-Pädagogik" unterschieden. Ich persönlich erinnere mich an meine Kitazeit zwar nur bruchstückhaft - aber es war eine Glückliche.
8. Nicht jeder Neubau in Berlin sollte per se verurteilt werden! Bitte mehr Ahnung, bitte besser hinsehen!
Spätestens seit dem Ausspruch: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten," werden Neubauten in Berlin per se kritisch kommentiert. Den Vorwurf mangelnder Ahnung weise ich aber zurück.
9. Die Preise machen die Baufirmen und nicht wir!
Hier kann ich wieder nur auf Martenstein und das angebliche Kleeberg-Zitat verweisen:"Der Kapitalismus ist das Böse, und die armen Leute sind ganz lieb".

10. Bauen in Berlin ist teuer geworden u es gibt viele Auflagen und natürlich bauen wir ökologisch!
Deshalb darf ich trotzdem Fotos von Baumfällungen in meinem Blog zeigen und feststellen, dass es im letzten Sommer weniger Fledermäuse gab als vor Beginn der Bauarbeiten. Darin steckt gar keine Wertung. Es lässt sich auch darüber streiten, ob in der Stadt Fledermäuse wichtiger sind als Wohnungen. Mehr stört mich fast die inflationäre und unkritische Benutzung des Wortes "ökologisch".
Dass es besonders viele Auflagen gibt, stelle ich übrigens in Abrede. Wie wenig beispielsweise selbst der Denkmalschutz bewirkt, ist direkt gegenüber an den Kachelbauten in der Frankfurter Allee zu sehen, in die gerade unterschiedlichste Fenstertypen eingebaut werden und die - teils ohne jede Genehmigung - Dachaufbauten erhalten. Wie hieß es so schön unter Punkt 8: "Bitte mehr Ahnung, bitte besser hinsehen!"
 11. Der Wachmann wurde zu Silvester gezielt angeriffen und das ist klar zu verurteilen!!!!! Das ist dumm u feige und das Letzte, auch sein Auto anzuzünden! Das sind keine Linken, die würden besser recherchieren u ins Gespräch gehen!!!
Mein erster Blogeintrag zum Thema "Brennende Autos" stammt vom 22. Juni 2007. Seither gab es viele weitere Einträge in diesem Blog - und keiner feierte diese Brandstiftungen. Teils wurden Autos von meinen Nachbarn zerstört; Manchmal konnte ein Übergreifen der Flammen auf angrenzende Gebäude gerade noch verhindert werden. Schlimmer ist es jedoch, einen Menschen anzugreifen als ein Auto. Insofern stimme ich dem Satz nicht zu, es sei "das Letzte, auch sein Auto anzuzünden!" Das "Letzte" war - und eine neue Qualität hatte - eindeutig der Angriff auf den Menschen.
12. Es werden dort ältere Menschen leben, die ihre Mieten in anderen Bezirken nicht mehr zahlen können!
Naja. Das rührt mich nun doch. Welche Bezirke sind dies? Hollywood? Gangnam? Schwabing? Die günstigsten kleinen Wohnungen in den unteren Etagen kosten - laut smarthoming.de - ab etwa 1800 Euro pro Quadratmeter. Für Wohnungen mit 100 m² in den oberen Etagen werden Quadratmeterpreise von 2800-3000 Euro angegeben. Das liegt zwar deutlich unterhalb der oberen Preisgrenze für Wohnraum in Berlin - aber Sozialwohnungen entstehen hier nicht.
Ich bin wütend! Jeder darf irgendetwas ins Netz stellen ohne wirklich Ahnung zu haben! Herr Student, bitte mehr Respekt! Lieber Nachbar, komm runter auf ein Bier und sehe hin!
Sie sind wütend. Warum? Weil es Meinungsfreiheit gibt? Es ist mein gutes Recht, einen Blog zu führen! Das würden mir vermutlich selbst "schwerreiche Wessi" nicht absprechen. Sofern wir uns darauf verständigen können, komme ich vielleicht wirklich mal auf ein Bier vorbei.

Wiese Weite Wohnen


Dienstag, Januar 06, 2015

Einladung zur Grundsteinlegung

Heute liegt ein Flyer bei uns im Briefkasten: "Einladung zur Grundsteinlegung" ist er überschrieben. Eine nette Geste, finde ich - besonders nach den Ereignissen der Silvesternacht. Einladen tut die "Nachbarschaftsgruppe Riga Park" - eingeladen sind die Nachbarn. Anlass ist die Grundsteinlegung der Baugemeinschaft Rigaer Straße 22.
Am Freitag ab 12:00 Uhr soll es "Glühwein, Kuchen und vieles mehr" geben. Wohl bekomm´s! Leider muss ich da noch arbeiten - aber sympathisch sehen die beiden sich zuprostenden Schneemänner auf dem Einladungsschreiben schon aus. Gegen die soziale Kälte haben sie Hut, Mütze und dicke Schals aufgezogen. Also denn: Auf gute Nachbarschaft!

Wiese Weite Wohnen


Sonntag, Januar 04, 2015

Wiese Weite Wohnen


Freitag, Januar 02, 2015

"In Friedrichshain schafften es rund 20 bis 30 Personen nicht, friedlich in das neue Jahr zu feiern..."

Selbst die Berliner Polizei sieht es ironisch: "In Friedrichshain schafften es rund 20 bis 30 Personen nicht, friedlich in das neue Jahr zu feiern," so steht es in der offiziellen Pressemitteilung zum Jahreswechsel. Was war passiert? Während kurz vor Mitternacht Menschenmengen auf die Frankfurter Allee strömten, um dort mit Blick auf den Fernsehturm Silvester zu feiern und Feuerwerk abzubrennen, näherten sich etwa zwei Dutzend "Vermummte", wie es hieß - wobei Kapuzenpullis durchaus als Vermummung angesehen wurden, gewissermaßen "von hinten" über die Liebigstraße der inoffiziellen Friedrichshainer Feiermeile. Auf ihrem Weg zündeten sie mehrere Autos an - meist BMWs - und stellten Barrikaden auf die Straße.

Wachmann flüchtete - sein Container brannte aus

Dann schmissen sie die Scheiben eines Containers auf der "Wiese-Weite-Wohnen"-Baustelle ein, die auf der Langzeitdoku in diesem Blog immer so schön zu sehen ist. In dem Container befand sich zu diesem Zeitpunkt nach Polizeiangaben ein Wachmann. Ein Nachbar will einen zweiten Mann gesehen haben. Egal wie - der Container wurde durch ein Molotovcocktail in Brand gesteckt. Glücklicherweise wurde dabei niemand verletzt. Der Container brannte aus. Auf dem Weg zur Proskauer Straße schafften es die inkriminierten Personen weiterhn nicht "friedlich zu feiern". Sie beschädigten weitere Autos und schmissen Scheiben ein. Als Hilfsmittel dienten dabei Paletten, Schubkarren und Baumaterialen der liederlichen Home Center-Baustelle in der Liebigstraße. Diese Gegenstände wurden in die Front- und Heckscheiben geparkter Autos geworfen.

Personen auf der Frankfurter Allee endlich "friedlich" - oder doch nicht?

Die Angreifer mischten sich nach vollendeter Tat unauffällig unter die feierwillige Menge auf der Frankfurter Allee, die von alldem nichts mitbekommen hatte. Ob es dort schlussendlich zu einem gemeinsamen "friedlichen" Jahreswechsel kam, ist ungewiss. Später gab es auf der anderen Straßenseite im Südkiez nach Polizeiangaben noch einen Angriff auf ein Polizeifahrzeug, bei dem zwei Beamte verletzt wurden. Festgenommen wurde wegen aller beschriebenen Taten niemand.

Augenzeuge erinnert sich

Ein Nachbar erinnerte sich heute folgendermaßen: Er war damit beschäftigt, sein Feuerwerk vorzubereiten, das er vorn auf der Frankfurter Allee abbrennen wollte. Seine Frau hatte ihm wegen der damit verbundenen Kosten allerlei Vorwürfe gemacht und nun sollte auch ja nix schiefgehen. Deshalb war sein Augenmerk vollkommen auf die Situation in der Frankfurter Allee gerichtet. Da kam sein erwachsener Sohn aufgeregt nach Hause: "Da hinter dem Haus brennen Häuser und Autos". Der Sohn hatte auch schon etwas gefeiert, also schaute der Nachbar selbst aus dem hinteren Fenster zur Liebigstraße. Es war wenig zu sehen außer Feuerschein, weil die ganze Straße voller Rauch war. Vater und Sohn gerieten in Sorge um ihre Autos, die auch dort standen. Als sie unten ankamen, hatte die Polizei schon die Straße gesperrt: "Sie können hier nicht durch." "Aber das da ist unser Auto." "Na gut." Die Fahrzeuge der Nachbarn waren unbeschädigt, aber neben einem lag eine Schubkarre, die zuvor noch in einen BMW mit auswärtigem Kennzeichen geschleudert worden war. Der Polizei blieb nichts anderes übrig, als schnell die Trümmer zu beseitigen. Wenige Stunden später war von den Zeugnissen der Randale kaum noch etwas zu sehen. Gesundes Neues Jahr!