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Montag, Mai 28, 2007

Rigaer Straße Nr. 84 ausgebrannt


Ausgebrannt: Das Eckhaus an der Rigaer 84 / Proskauer Straße 10

In der Nacht zum Pfingstmontag ist das Eckhaus Proskauer Straße 10 / Rigaer Straße 84 ausgebrannt. Das Dach des großen Wohnhauses wurde dabei komplett zerstört. Nur noch verkohlte Balkenstummel ragen aus dem Dachstuhl. Ob Menschen zu Schaden gekommen sind, war eben noch nicht zu erfahren. Die Feuerwehr ist immer noch mit zahlreichen Löschfahrzeugen und Krankenwagen im Einsatz. Die oberen Etagen scheinen besonders von dem Brand betroffen zu sein - und zwar in beiden Flügeln, Proskauer- und Rigaer Straße. Im Teil Rigaer Straße 84 fehlt der Dachstuhl komplett. Dort qualmt es aus den oberen Etagen immer noch.
Zahlreiche Bewohner/innen sitzen mit ihren Hunden gegenüber auf der Straße und blicken - so wie viele Nachbar/innen aus den benachbarten Häusern - fassungslos auf die Ruine.
Es handelte sich um eines der linken Wohnprojekte im Friedrichshain. Das einstmals besetzte Haus war 1991 durch Mietverträge legalisiert worden. Vor nahezu zehn Jahren, im Juli 1997, hatte es in dem Haus schon einmal gebrannt. Damals war Brandstiftung die Ursache. In Flugblättern wurde später behauptet, dass ein vom Eigentümer beauftragter Bauunternehmer kurz vor dem Brand auf dem Dach gesehen worden sei (siehe auch: jungle world 35, Interim 429). Damals brannte allerdings nur ein Teil des Dachstuhls aus. Brände in besetzten oder ex-besetzten Häusern haben im Friedrichshain eine traurige Tradition. Meist hatten sie das Aus für die Projekte zur Folge und führten zu Abriß oder Luxussanierung der Häuser.
Mehr über die Geschichte der Rigaer Straße 84 findet sich auf der Webseite des Hauses.
Erst im letzten Post hatte ich den Briefkasten gegenüber als potenzielles Schnüffelziel vorgestellt und einen Link zu "Rigaer Straße Fights Back" geschaltet. Auf dem Foto war das Haus im Hintergrund zu sehen.
Proskauer Straße heute morgen gegen 8:00 Uhr

Auch auf dem heutigen Foto ist das Haus nur im Hintergrund zu sehen (großklicken). Ich wollte angesichts der laufenden Rettungsarbeiten und der verstörten Bewohner/innen nicht direkt mit dem Fotoapparat draufhalten, sondern habe von unserem Haus aus fotografiert.

Freitag, Mai 25, 2007

Unrechtsstaat schnüffelt und öffnet Briefe


In diesen Birefkasten schmeissen Autonome Linke ihre Post
Die Deutsche Post bestätigte jetzt, dass die Polizei bei Leerungen mitfährt und Briefe geöffnet wurden.


Eben kommt im Radio eine Meldung, wonach die Deutsche Post Brieföffnungen durch Staatsorgane der BRD im Zusammenhang mit den Protesten gegen den G8-Gipfel bestätigt.
Da werden also neuerdings nicht nur Geruchsproben gesammelt, sondern auch wieder Briefe geöffnet - wie zu seligen Stasi-Zeiten.
Mein Stammbriefkasten in der Rigaer Straße dürfte zu den "Zielobjekten" der Staatsmacht gehören - befindet sich doch direkt gegenüber ein als renitent verschrieenes linkes Hausprojekt.
Da es für die seelische Gesundheit besser sein soll, allen Dingen ihre positiven Seiten abzugewinnen, versuche ich die Sache konstruktiv zu verarbeiten: Die Schnüffelaktionen der Polizei wären doch ein schöner Anlass, endlich mal den Treppenaufgang im Proskauerstraßenhaus auszukehren und den Inhalt in einen großen wattierten Umschlag zu stecken. Dann eine einschlägige Adresse eines Autonomenhauses drauf und ab damit in die Post. Anschließend abwarten, ob der Brief ankommt und - wenn ja: ob er geöffnet wurde.
Schön, die Vorstellung, wie die Spürnasen im Dreck der Straße rumschnüffeln!
Das erinnert mich an ein Erlebnis meines Opas, das in der Familie gern erzählt wird: Er war zu DDR-Zeiten bereits Rentner, als seine Cousine in Westberlin verstarb. Daher durfte er aus diesem Anlass in den Wedding "ausreisen". Bei der Wohnungsauflösung wurde er gefragt, ob er nicht das eine oder andere Stück gebrauchen könne. Da er mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs war, musste er sich beschränken. Allerdings fand der Staubsauger der Cousine sein Interesse, und er nahm ihn mit.
Bei der Einreise in die Haupstadt der DDR erregte dieser Staubsauger das Interesse der Grenzer: Sie begannen mit einer genauen Untersuchung. Da einerseits die Cousine vor ihrem Hinscheiden versäumt hatte, einen neuen Staubbeutel in den Sauger zu stecken, und andererseits die DDR-Staatsorgane mit aller gebotenen Gründlichkeit zu Werke gingen, war die ohnehin schäbige Kontrollbutze der Stasi-Schärgen innerhalb kurzer Zeit voller Weststaub - sehr zur klammheimlichen Freude meines Opas, der nicht zuletzt aus diesem Grunde viel Freude an seinem neuen Staubsauger hatte.

Dienstag, Mai 22, 2007

WVA 511 wäscht wieder

Entwarnung: Unsere Waschmaschine "WVA 511" der Marke Monsator wäscht wieder Wäsche. Nachdem in der letzten Woche das Wasser nicht mehr abgepumpt wurde, hatte ich unter anderem die Pumpe ausgebaut, gesäubert und - da keine Schäden festzustellen waren - wieder montiert.
Ursache für den Defekt war offenbar ein kleines Leck, wodurch Wasser in die Steuerung eingedrungen war. Mit einem Lappen auf dem Steuerungskasten, der nach dem Spülgang einmal ausgewrungen werden muss, bringt der treue Waschvollautomat nun aber wieder hervorragende Waschergebnisse.
Vielleicht lässt sich mit dem Lappentrick das Atommüll-Endlager in Asse doch noch retten? Dort dringt auch seit einiger Zeit Wasser ein, wie das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtete.

Montag, Mai 21, 2007

Regenbogenmacher

`Sowjetmacht - das ist Kommunismus plus Elektrifizierung´, hieß es einst. Der Kommunismus ist in der Proskauerstraßenwohnung nahezu realisiert. Mit der Elektrifizierung hapert es hier und da noch etwas.
Aber es wird daran gearbeitet: Denn nun ist die Jahreszeit gekommen, da die Sonne längere Zeit in den engen Hinterhof scheint. Was liegt da näher, als ihre kostengünstige Energie zu nutzen? Bei uns am Fenster hängt daher eine solarbetriebene Regenbogenmaschine, das Geschenk einer Freundin. Sobald ein Sonnenstrahl auf die winzige Solarzelle trifft, setzt sich die Maschine in Bewegung und zwei geschliffene Glassteine senden gebrochene Lichtstrahlen, die wie kleine Regenbögen wirken, durchs Zimmer. Schön, oder?

Sonntag, Mai 13, 2007

Alt vs. neu - Klingelanlage II

Unser kleines DDR-Museum ist in Auflösung begriffen. Vorgestern verabschiedete sich die ehrwürdige Waschmaschine mit deftigem Gestank. Offenbar die Pumpe, die das Wasser abpumpt. Das musste ich anschließend mit Hand erledigen. Schade.
Dafür habe ich seit Monaten wieder etwas von der Hausverwaltung gehört: die Klingelanlage, mit deren Montage im Februar begonnen worden war (seitdem geht im Haus keine einzige Klingel mehr), soll nun doch noch fertig gestellt werden. Freilich noch nicht so bald. Erst am zweiten Juni.
Und noch etwas hat sich in der Proskauer Straße getan: Jemand hat sich einen Bauchtrainer gekauft, war aber zu schwach, den Karton zusammenzufalten. So ist jetzt die Papiertonne wieder einmal vollkommen verstopft und mein heutiges Projekt, Runterbringen des Papiermülls, fällt wohl aus.

Samstag, Mai 12, 2007

Automobile Kulturgut-Demo


Die Demo gegen Innenstadt-Fahrverbote für Old- und Youngtimer ist soeben zu Ende gegangen. Es bleibt wenig Zeit für einen Post, denn schon dröhnen hier im Friedrichshain von draußen die Lautis der nächsten Demo herein - diese ist gegen den Verkauf der Köpi, G8 und (vermutlich wie immer) den ganzen Rest.
Also Demo-Tag heute in der Hauptstadt. Bei dem Schauerwetter sind die Kämpferischsten unterwegs.
Klar, natürlich gehöre ich nicht dazu. Deshalb kam ich zur Sternfahrt, die um 10 Uhr vor der Deutschlandhalle beginnen sollte, auch zu spät. Es war das erste Mal, dass ich mit dem Auto zu einer Demo fuhr. Nun weiß ich auch warum: Es ist eine total bescheuerte Idee. Immer, wenn ich in die Nähe der Oldtimer-Karawane kam, leitete mich die Polizei um: wegen der Demo.
Dabei sieht man meinem Käfer wirklich an, dass er betagt ist und eigentlich dazu gehört. Aber was sollte ich machen? Zur Auto-Demo ohne Auto?
Zur Abschlußkundgebung vor dem Schloßplatz habe ich es immerhin geschafft. Es gab viele schöne alte Autos zu sehen, die obligatorischen Bratwurst- und Bierstände und anschließend Reden. Ein Sprecher des neu gegründeten Vereins gegen die Innenstadt-Fahrverbote, ein sympathischer Schwabe, rechnete der Kanzlerin vor, dass sein Oldtimer ihre neuen Abgas-Grenzwerte seit 70 Jahren einhält und trotzdem zukünftig nicht mehr fahren darf, während moderne Diesel mit ihren Feinststäuben nach wie vor unbegrenzt fahren dürfen.
Dann gab es Politiker-Reden von der CDU und der FDP. Zeit, sich die Autos und den "Schloßplatz" anzuschauen. Letzterer ist eine einzige Baustelle und sagt eigentlich schon einiges darüber aus, wie Berlin mit seiner Vergangenheit umgeht. Das Staatsratsgebäude, vor dem die Tribüne aufgebaut war und in dem heute eine private Europäische Wirtschaftshochschule residiert, erstrahlt in altem Glanz. Ironisch: Der prägnanteste Teil des Gebäudes ist das Portal mit einem Balkon, von dem aus einst die Weimarer Republik ausgerufen wurde. Dieses Portal stand nicht immer dort. DDR-Regierung hatte es vor der Sprengung aus dem Schloß ausbauen und in das neue Gebäude gegenüber integrieren lassen. Nun soll das Schloß wieder aufgebaut werden, zu dem das Portal einst gehörte. Wird es dort dann eine Kopie davon geben? Oder baut man (das wäre meine persönliche Lieblingslösung) in das neue Schloß den bis heute fehlenden Mittelteil des Staatsratsgebäudes ein? Der Palast der Republik, dessen Ruine heute noch an Stelle des Schlosses steht, ist mittlerweile ein Stahlgerippe und wird demnächst - nein, nicht dem Schloß, sondern einer Wiese weichen.
Gegenüber, dort wo einst die Bauakademie und dann das DDR-Außenministerium stand, hat man ein großes Gerüst aufgebaut und mit einer Plane behängt, auf die die Fassade der Bauakademie gedruckt ist - unübersehbar gesponsert von Daimler-Chrysler. Ein Potiemkinsches Dorf der allerdurchsichtigsten Sorte.
Was die Politiker sagten? Der CDU-Mann war schwer empört über die SPD. Aber nicht so ganz. Er wolle "mit dem Koalitionspartner noch mal reden". Der FDP-Mann war schwer empört über die SPD und die CDU. Aber nicht so ganz: "Sie sollten mit der SPD noch mal reden", mahnte er den CDU-Kollegen. Also wird die Politik wohl nochmal miteinander reden.
Das Publikum hingegen war, wie eingangs erwähnt, heute kämpferischer. Neben mir brüllt ein gutbürgerlicher Herr mittleren Alters, gut gekleidet, Ehefrau im Arm, Hund an der Leine: "Der Wowereit, der schwule Sack, der geht doch nur auf Parties".
Was die Autos davon hielten? Außer durch zahlreiche Benzinpfützen auf der Straße, die nach Ende der Veranstaltung übrig blieben, hielten sie sich mit Äußerungen zurück. Vielleicht das Beste.